Ein Sonntagvormittag in Podhradí, einem kleinen Dorf kurz über der tschechischen Grenze. In der Dorfmitte eine Burgruine und daneben eine gut erhaltene Dorfkirche. Der Innenraum begeistert mich immer wieder: Die Malerei an der Holzdecke zeigt den geöffneten Himmel – für uns ein Sehnsuchtsort. Über der Eingangstür ist Jesus zu sehen mit einer einladenden Geste, dargestellt als der gute Hirte. Er gab der Kirche ihren Namen „Zum guten Hirten“.

Jedes Jahr zum sog. „Hirtensonntag“ feiern die Christen grenzübergreifend aus Tschechien, Sachsen und Bayern Kirchweihfest. Ob in diesem Jahr ein Gottesdienst stattfinden kann, wer weiß – aber ich erinnere mich gern an die gemeinsamen zweisprachigen Gottesdienste an diesem Ort.

Grenzübergreifend folgen Christen der Einladung und versammeln sich um den guten Hirten. Dankbar und zugleich schmerzhaft sehe ich auf die kleiner werdende Schar und vergleiche sie unwillkürlich mit der Schar derer, die sich um andere, vielleicht moderne Hirten sammeln. Sie sind unterwegs in den sozialen Medien und Netzwerken, auf den Straßen und Plätzen. Ihrer Einladung folgen sie, vertrauen ihnen ihre Daten, Geheimnisse und Herzenswünsche an.

Im Wochenspruch sagt Jesus: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben. (Joh 10)

Ich möchte diesen Worten vertrauen. Mich und mein Leben dem anvertrauen, der durch Dunkelheit und Tod gegangen ist und von den Toten auferstand.

Wir sind vielleicht keine Herdentiere oder gar dummen Schafe, aber lebenshungrig und beziehungserprobt. Wir hören die Einladung Jesu in sein Haus, an seinen Tisch, um sein Wort. Dort können wir die Sorgen der Welt loslassen und zulassen, dass für uns der Himmel offensteht. Ein Sonntagsblick – ohne ihn bleiben wir hungrig!