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Die „andere 3G Regel“


27. Oktober 2021

Gut. Genug. Gesegnet. Vielleicht haben Sie diesen Schriftzug mancherorts vor den Schulen oder Bushaltestellen auf Bürgersteigen aufgesprüht entdecken können. Zum Beginn des Schuljahres haben Jugendliche aus der evangelischen Jugendarbeit der sächsischen Landeskirche auf kreative Weise eine Botschaft in ihrer eindrucksvollen Aktion sichtbar gemacht: Du bist Gut. Genug. Gesegnet. 3G einmal anders.

In den letzten Wochen hat die Diskussion um die sogenannte 3G oder gar 2G Regel unsere Gesellschaft gespalten und vor neue Herausforderungen gestellt. Unsere sächsische Evangelisch-Lutherische Landeskirche hat das dankenswerter Weise aufgenommen und hält fest: 3G bzw. 2G ist für Gottesdienste nicht anzuwenden. Der Gottesdienst muss für alle Menschen zugänglich bleiben. Die gute Botschaft, das Evangelium, die Worte des Trostes und der Hoffnung müssen zu allen Menschen gelangen können. Von den Orten der Stille und Andacht dürfen wir als Kirche niemanden ausschließen. Ja, in besonderer Weise als lutherische Kirche, weil wir uns auf Martin Luther und die Rechtfertigungslehre berufen, die wir zusammenfassend in diesen drei Worten der „anderen 3G Regel“ wiederfinden: Du bist Gut. Genug. Gesegnet.

Du bist gut! Nicht, weil du alles richtig machst, ohne Schuld und Sünde bist, sondern weil du als Gottes Geschöpf mit unverlierbarer Würde ausgestattet bist. Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut (1. Mose 1,31). Das gilt bedingungslos. Das gilt Dir.

Du bist genug! Der Eindruck, nicht genug Fähigkeiten zu haben, nicht stark und leistungsfähig zu sein, nicht den Ansprüchen und Anforderungen gerecht zu werden war auch schon vor „Corona“ bei Vielen da. In den letzten anderthalb Jahren hat er sich aber bei Manchem noch verstärkt. Gerade Kinder, Jugendliche oder alte Menschen leiden oft unter diesem Druck, sich als ungenügend wahrzunehmen. Von Jesus Christus her gilt: Du bist genug, gerade wenn du schwach und beladen bist.

Du bist gesegnet! Das griechische Wort für „segnen“ lautet „eu-legein“ und heißt inhaltlich und formal zunächst nichts anderes als „gut reden“. Gesegnet zu werden, bedeutet gute Worte zu empfangen, und das von Gott höchstpersönlich. Während Menschen sich nicht selten mit Beschimpfungen, feindseligen Äußerungen und aggressiven Verbalattacken überhäufen und so zu einer gesellschaftlichen Demontage beitragen, hält Jesus Christus für einen jeden von uns Worte des Lebens bereit. „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung“ (Jeremia 29,11).

Du bist Gut. Genug. Gesegnet. Diese „andere 3G Regel“ entspricht wie keine andere dem Geist des Reformationsfestes, das wir als evangelische Christen am 31. Oktober feiern.

Feiern Sie mit.

Pfarrer Alexander Felchle

Pfarrer im Ev.-Luth. Christus-Kirchspiel im Vogtland