„Lasst uns froh und munter sein…“
5. Dezember 2020
„Lasst uns froh und munter sein und uns recht von Herzen freun! Lustig, lustig, traleralera! Bald ist Nikolausabend da…“, diese Liedzeilen kommen Kindern in diesen Tagen leicht über die Lippen. Besonders dann, wenn sie in den gerade erst geputzten Stiefeln, die sie heute vor die Tür stellen, morgen, am St. Nikolaus Tag, Süßigkeiten finden.
Warum halten wir bis heute an diesem Brauch fest? Süßes kann doch schließlich hier in unserem Land jeden Tag verschenkt werden – ohne Einschränkung.
Dieser Brauch soll uns an die Möglichkeit erinnern, unvorhergesehen für andere Menschen da zu sein. St. Nikolaus, dessen Todestag am 6. Dezember 343 so nachhaltig für gefüllte Stiefel oder Strümpfe sorgt, hatte so gelebt. Sein Verzicht auf Reichtum und Überfluss zu Gunsten der Armen hat ihn bis heute zum Vorbild gemacht. Wir brauchen solche Vorbilder – sie sind wie eine kostenlose Lebensversicherung der Mitmenschlichkeit. Wenn diese außer Kraft gesetzt ist, wird es finster.
Die Kultur der Barmherzigkeit ist es, die unsere Zivilisation vorangebracht hat. Sie kann sich auch in Mut- und Trostworte kleiden, die uns in diesen Tagen über die Einsamkeit hinweghelfen. Mit bedacht und nicht vergessen zu werden, ist das größte Geschenk, was uns im Getriebe des komplexen Alltags nach vorn schauen lässt.
Beatrice Rummel, Pfarrerin der Ev. – Luth. Markus – Paulus – Kirchgemeinde Plauen