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Wie Gott so der Mensch


1. Juni 2021

Wie Gott so der Mensch

An Sonntag nach Pfingsten wird in den Kirchen das Trinitätsfest gefeiert. Es erinnert daran, dass es nur einen Gott gibt. Dieser Eine begegnet uns Menschen aber dreifältig: zugleich als Gott-Vater, als sein Sohn Jesus Christus und als Heiliger Geist. Jede der drei „Personen“ ist für bestimmte Aspekte des göttlichen Handelns gleichsam „zuständig“. Und doch sollen nach dem christlichen Glauben alle drei in Wirklichkeit ein einziger Gott sein. So richtig vorstellbar und erklärbar ist das eigentlich nicht.

Aber immerhin hindert uns die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes, einfältig von Gott zu denken. Gott übersteigt die Möglichkeiten unseres Denkens und unserer Sprache. Von Gott darf deshalb nicht simpel, nicht absolut und nicht fundamentalistisch gesprochen werden.

An der Vorstellung des dreifältigen Gottes ist bemerkenswert, dass Gott in sich selbst ein soziales Wesen ist, das Verschiedenheit vereint: Vater, Sohn und Heiliger Geist sind nicht dieselben und doch vereint. Das ist deswegen bedeutsam, weil der Mensch nach der Bibel als Gottes Ebenbild geschaffen ist. So ist ein Mensch nicht als Einzelner das Ebenbild Gottes, sondern erst als Gemeinschaft von Verschiedenem, von Gegensätzlichem sogar.

Die sog. Trinitätslehre ist also vor allem auch eine Aussage über den Menschen. Sie ist eine Ermutigung, dass wir Menschen uns in unserer Verschiedenheit schätzen. Sie ist ein Auftrag, miteinander zu leben. Mag sein, dass es manchmal auch schwierig ist, die Verschiedenheit von Lebensentwürfen, politischen Einstellungen, Kulturen und Religionen auszuhalten. Aber genau diese Herausforderung macht unser Menschsein aus. Auch von Menschen darf nicht totalitär gedacht und gesprochen werden. Denn sie sind gemeinsam das Ebenbild des geheimnisvollen und dreifaltigen Gottes.

Pfarrer Hans-Jörg Rummel, Ev.-Luth. St.-Johannis-Kirchgemeinde Plauen