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„Wie soll’s denn gehen?“


2. Juni 2022

So fragen wir uns bezüglich des Krieges in der Ukraine, der nun schon über ein Vierteljahr andauert. Diese Frage stellt sich letztlich in jedem Konflikt, im Krieg kommt ihr jedoch besondere Dringlichkeit zu. Wie soll’s denn gehen? Was ist die Lösung? Wie kann dieser Krieg ein Ende finden? Eine Einigung scheint aktuell nicht in Sicht. Stattdessen werden Waffen geliefert, die Menschenleben retten sollen, indem sie Menschenleben vernichten. Eine Rechnung, die nicht aufgehen kann, aber die zu bezahlen die Welt bereit ist, ohne sie begleichen zu können. Aber wie soll’s denn gehen?

„Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen“, spricht der Herr Zebaoth. (Sach 4,6b)

Gott setzt dem Gewaltdenken seinen Geist entgegen. Ja mehr noch: Die Gegenüberstellung macht deutlich, dass kriegerische Heere und menschliches Kräftemessen nichts Geistreiches hervorbringen. Der Geist göttlicher Lebenskraft weht woanders. Während Elia Gott gerade nicht im Donnergrollen, sondern im leisen Säuseln des Windes erkannt hat, erlebten Soldaten, die im Ersten Weltkrieg vollmundig „Gott mit uns“ auf ihrem Koppelschloss trugen, die größte Gottesferne. Mit Gott in den Krieg zu ziehen, hat sich seit jeher als Irrtum erwiesen, eben weil Gottes Geist Leben und nicht Sterben hervorbringt. Heere sind beseelt vom Geist der Vernichtung. Aber Gott ist nicht mit den Gewalttätern. Gott ist vielmehr mit denen, die sich von seinem Geist des Lebens bestimmen lassen, anstelle mit Heereskraft dem Geist der Vernichtung zu frönen. Gott ist mit den Opfern, die nach Leben suchen und auf Leben hoffen. Wie aber soll’s gehen?

Inmitten des aktuellen moralischen Dilemmas ist zu hoffen, dass es in unserer Welt ein weiteres Mal Pfingsten wird, dass Gottes Geist die Menschen auf beiden Seiten der Front erfüllt und wir den leisen Verhandlungen mehr zutrauen als dem lauten Dröhnen von Raketen. Das Pfingstfest ermutigt uns zu diesem Umdenken, denn es ist ein Fest, das auf Verständigung setzt. Die Erinnerung an das erste Pfingstfest (nachzulesen in Apostelgeschichte 2) zeigt uns, dass Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen, im Gotteslob zusammenfinden können und Verstehen möglich ist. Statt mit Heer und Kraft den Krieg zu verlängern, ruft uns der Wochenspruch des Pfingstfestes dazu auf, geistreich in Gottes Namen Frieden zu stiften. Denn „es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen“, spricht der Herr Zebaoth. Darum „Komm, Heil’ger Geist, mit deiner (!) Kraft, die uns verbindet und Frieden schafft!“ – Ja, so soll es und so kann es gehen.

Pfrn. Dr. Mandy Rabe (Auerbach)